Der Geschichtliche Hintergrund unseres Schützenvereins
Das Revolutionsjahr 1848, das einst beträchtliche Unruhen in Preußen verursachte und hier und da Aufstände hervorrief, hat auch das damalige Amt Stickhausen erfasst. Wenn es auch nicht zu besonderen Zwischen-fällen kam, so scheinen doch außerhalb des Ortes Stickhausen Anzeichen vorhanden gewesen zu sein; die das Amt veranlassten, am 04. April 1848 eine Bürgergarde ins Leben zu rufen. Mündliche Überlieferungen sprachen davon, dass die Dörfer Langholt und Burlage damals aufsässig gegen die Steuersätze des Amtes Stickhausen wurden. Ein vorliegendes, mehrseitiges Dokument, Kulturpolitisch äußerst interessant und von Bedeutung, schildert die Errichtung und den Aufbau der Bürgergarde. Die Ursache zur Errichtung dieser Bürgergarde soll nach Aussagen alteingesessener Bürger Stickhausens folgende gewesen sein.
Die Dörfer Langholt und Burlage unterstanden dem Amt Stickhausen und die Einwohner waren dem Amtmann abgabenpflichtig. Die Steuern aber, die in jener Zeit ausgeschrieben wurden, waren hoch und viele seufsten unter der ihnen auferlegten Last; dazu kam das eine schlechte Ernte die Einkünfte beträchtlich verminderte. Die Lebenshaltung aber war teuer und bares Geld ein seltener Besitz. Aber das Amt verlangte unerbittlich die Abgabe und schritt zur Zwangserhebung, wenn die Bewohner nicht zahlen konnten, oder wollten. Dazu kam, dass die Nachrichten über Unruhen den Leuten bekannt wurden und Gerüchte über eine ausgebrochene Revolution ihnen zu denken gaben. So ist es erklärlich, dass auch in diesen abgelegenen Ortschaften revolutionäre Gesinnung Platz griff, die durch die gewaltsame Steuereinziehung der Amtsgewaltigen von Stickhausen noch geschürt wurde. Die Willkür des Amtes empörte die Volksseelen, man Rottete sich zusammen, leidenschaftliche Ausdrücke der Wut treten zu Tage, keiner wollte mehr die Abgaben leisten, gegebenenfalls wollte man den Steuereinnehmern gewaltsam entgegentreten und sie aus dem Lande jagen. Doch damit begnügten sich die Bewohner nicht, es wurde weit schlimmeres geplant. Gemeinsam mit den Nachbarschaften wollte ein bewaffneter Zug nach Stickhausen marschieren. Letztendlich siegte allerdings die Vernunft und es kam zu keinerlei weiteren Auseinandersetzungen.
Nach Auflösung der Bürgergarde (Bürgerwehr) noch im Jahre 1848 wurde daraus das "Schützen - Corps Stickhausen". wann dieses Corps aufgelöst wurde ist unbekannt. jedenfalls bis kurz nach 1900 bestand der "Schützenverein Stickhausen " noch.
Nachdem 2004 ein alter Königsorden aus dem Jahre 1908 vom Schützenverein Stickhausen wieder gefunden wurde, kann davon ausgegangen werden, dass der Verein bis 1908 noch aktiv war.
Es ist nicht auszuschließen, dass der Verein sich nit beginn des 1. Weltkrieges 1914 auflöste. Gesicherte Erkenntnisse hierfür sind allerdings nicht bekannt.
Parallel zum Schützenverein Stickhausen wurde Anfang 1850 ein Schützenverein Detern gegründet. er war aktiv bis etwa 1890. Um 1895 gab es Bestrebungen den Verein wieder aufleben zulassen, doch gelang es dem Kirchenvorstand in Detern dieses zu hintertreiben.
Nach 1900 gelang jedoch die Neugründung, Fahnenweihe war im Januar 1924
Aus dieser Zeit stammt auch die alte Königskette, die sich im Besitz des jetzigen Schützenvereins "Altes Amt Stickhausen" befindet. (siehe Bild) Das 75 jährige Stiftungsfest wurde am 8. und 9. August 1925 gefeiert. Nach diesem Fest sind keine Aktivitäten mehr festzustellen. Der Verein löste sich auf. Anmerkung: In Detern gab es keine Bürgergarde (Bürgerwehr) als Vorläufer des dortigen Schützenvereins.
Lange Zeit danach blieb es ruhig, bis dann im Jahre 1935 an seine Stelle der Kleinkalieber - Schießverein - Detern trat, der dann auch zu gedeihlicher Arbeit kam. Noch im selben Jahre wurde mit allem Promp und aller Würde der erste Schützenkönig gekrönt.
Es war: 1935 Johann Schröder, Velde
ihm folgten: 1936 Johann Reentjes, Detern
1937 Richard Graf, Detern
1938 Georg Fehlhauer, Detern
1939 Heinrich Müller, Detern
Mit beginn des 2. Weltkrieges kam der gesamte Schießbetrieb zum Erliegen und im ersten Chaos der Nachkriegsjahre fiel der Verein ganz auseinander. Das er eine große Lücke hinterließ, stellte sich heraus, als sich die gesamten Verhältnisse wieder einigermaßen ordneten.
Als der Wunsch nach einem Schützenverein immer größer wurde, ergriff Harry Schröder aus Stickhausen die Initiative und sammelte Unterschriften von Interessenten.
Nach gründlicher Vorbereitung, wobei er von August Klotz aus Stickhausen und Johann Ukena aus Velde unterstützt wurde, gelang ihm dann auch am 26. März 1955 auf einer Versammlung im Gasthof "zur Jümmebrücke" von Johann Ukena, die Gründung des Schützenvereins "Altes Amt Stickhausen".
Das Gründungsprotokoll wurde von allen 18 Anwesenden unterschrieben. Am 01. Juni 1955, also 4 Tage später, zählte der Verein schon 30 Mitglieder. An dieser Stelle sei noch erwähnt, dass der damalige Präsident des Schützenbundes "Oberledingerland" Herr Gerhard Wattjes, aus Holte, uns in echter Schützenkameradschaft mit seinem Rat und seinen Erfahrungen bei der Gründung tatkräftig unterstützt hat und uns auch auf der Gründungsversammlung noch manchen wertvollen Hinweis gab.
Der erste Vorstand setzte sich wie folgt zusammen:
1. Vorsitzender: Johann Ukena, Velde
2. Vorsitzender: Harry Schröder, Stickhausen
Schriftführer: August Klotz, Stickhausen
Kassenführer: Hinrich Weyerts, Stickhausen
Abschrift des Gründungsprotokolls
Mehrere Personen treffen heute am 26. III. 1955 zum zum Zwecke der Gründung eines Schützenverein in der Gastwirtschaft "zur Jümmebrücke" in Velde zusammen.
Es wird beschlossen:
Mit dem heutigem Tage gründen wir einen Schützenverein mit dem Namen: "Altes Amt Stickhausen" mit Sitz in Velde. Dieser Verein soll beim Amtsgericht in Leer in das Vereinsregister eingetragen werden.
Zum Vorstand wird gewählt:
1.Vorsitzender: Johann Ukena, Velde
2. Vorsitzender: Harry Schröder, Stickhausen
Schriftführer: August Klotz, Stickhausen
Der Vorstand wird beauftragt eine Satzung gem. § 58 BGB auszuarbeiten und den Vereinsmitgliedern auf der nächsten, vom Vorstand einzuberufenden Versammlung zur Genehmigung vorzulegen.
Unterschriften:
Johann Ukena J.P. Tammena
Ernst Focken Ewald Goemann
Hermann Bahns Hiljo Bruns
Herbert Pietrek Gerd Scholtz
Harry Schröder Hinrich Weyerts
Hermann Ukena Hillrich Wissmann
Albrecht Helmts Anton Schlüter
August Klotz Rudolf Schröder
Hinrich Müller Franz Karbach
Nachdem der Schützenverein gegründet war, wollte man sich natürlich auch dem Schießsport widmen und einen Schießbetrieb aufnehmen. Da zu diesem Zeitpunkt allerdings noch keine entsprechende Sportstätte zur Verfügung stand, bediente man sich kurzenhand dem Clubzimmer der Gaststätte "zur Jümmebrücke" Johann Ukena. Die Schießscheiben wurden am Deich an der Jümme aufgestellt und es wurde aus dem Fenster des Clubzimmers herausgeschossen.
Da dieses, zumal aus Gründen der Sicherheit und Unfallverhütung, absolut kein Dauerzustand sein konnte, wurde bereits im Jahre 1962 ein eigener Schießstand im Garten der Gaststätte "zur Jümmebrücke" erstellt. (Das Gebäude befindet sich immer noch im Garten der Gaststätte)
v.l. 1. Hinrich Hesse, 2. Julius Weyerts, 3. Hinrich Weyerts, 4.-6. Bauarbeiter,
7. unbekanntes Kind, 8. Johann Ukena, 9. Johann Memmen, 10. Rudolf Schröder
11. Dr. Cassens-Sasse, 12. Almut Memmen verh. Vogelsang, 13. August Klotz,
14. Gerda Vogelsang verh. Schmidt, 15. Focke Schmidt, 16. Manfred Kroll
Hier konnte nun der Schießbetrieb auch außerhalb der Öffnungszeiten der Gaststätte ungestört ausgeübt werden. Aber in den folgenden Jahren stiegen auch die Anforderungen an eine solche Schießanlage stetig an. Zumal weder Sanitäranlagen, noch Heizung im neuen Gebäude vorhanden waren.
Als im Jahre 1973 Überlegungen im Gange waren, in Stickhausen eine Mehrzweckhalle zu bauen, nutzte der Schützenverein die Gunst der Stunde und beteiligte sich mit eigenen Kräften bei der Erstellung dieser Halle. Der Verein bekam in der Halle einen eigenen Vereinsraum und ihm wurde einräumt, jeden Freitag den Schießbetrieb dort ausüben zu können.
Damit aber auch andere Veranstaltungen, wie Hochzeiten, Versammlungen usw. abgehalten werden konnte, wurde die Schießanlage in dem großen Gemeinschaftsraum so gestaltet, dass sie zu jeder Zeit wieder abgebaut werden konnte.
Mit den Jahren stellte sich auch hier heraus, dass dieses kein Dauer- zustand sein konnte, denn wenn eine andere Veranstaltung an einem Freitag abgehalten werden sollte, konnte dieses nur mit Zustimmung des Schützenvereins erfolgen. So musste dann der Schießbetrieb, oder die Veranstaltung ausfallen.
Also entschloss man sich im Jahre 1985 seitens der Gemeinde, die Eigentümerin der Mehrzweckhalle ist, dem Schützenverein neue Räume an heutiger Stelle zu errichten, die dann nochmals im Jahre 1995 im Rahmen eines Umbaumaßnahme der Mehrzweckhalle um einige Meter erweitert wurde.